
Wut und all das andere
Verfickte Scheiße! Jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe jetzt wird es besser, zeigt mein Körper mir den Mittelfinger.
Ein Phänomen, das viele Patientinnen kennen aber trotzdem ein Zustand, der mich wieder einmal wahnsinnig macht. Gerade habe ich wieder aus jeder Ecke meines Inneren ein bisschen Hoffnung zusammen gekratzt, gerade habe ich gewagt mir eine andere Zukunft auszumalen, da ballert der Schmerz mit voller Stärke gegenan. Bis alles nur noch Konfetti ist.
Mir ist kotzübel vor Schmerz. Jede Bewegung tut weh. Ich liege auf dem Rücken, im Fernsehen läuft irgendetwas, das ich nicht mitbekomme, zur Ablenkung. Wenn ich mich nicht bewege geht es. Aber ich muss aufs Klo. Aufstehen in Zeitlupe. Eine Welle aus Schmerz und Schwindel und Übelkeit bricht über mich herein. Auf der Bettkante abwarten. Dann langsam ins Bad. Mein Körper ist steif. So stelle ich es mir vor sehr, sehr alt zu sein.
Zurück ins Bett. Decke über den Kopf. Jetzt nicht weinen. Keine Chance.
An den letzten beiden Tagen habe ich gelächelt und versucht, einfach nur die Arbeitszeit zu überstehen. Dabei war es schon eine Herausforderung morgens aufzustehen. Zu entscheiden, ob ich arbeite oder mich krank melde. Zu entscheiden, ob ich schon wieder Schmerzmittel nehmen soll und wann und was und wieviel. Solche Tage rauben Kraft.
Ich bin so traurig und wütend und genervt. Ich habe Angst. Ich bin hilflos und frustriert und enttäuscht.
Mein Verstand weiss, dass ich nicht hilflos bin. Aber es fühlt sich verdammt nochmal so an. Ich weiss, dass es mir in einigen Tagen besser geht. Das sagt die Erfahrung. Aber…das kann es doch nicht sein. Immer nur eine kurze Verschnaufpause, aufrappeln, um es dann doch wieder aushalten zu müssen. Ich will es nicht mehr aushalten. Ich kann es nicht mehr aushalten.
Es tut weh. Es zieht mich runter. Wut und all das andere. Emotionen, die Schmerzpatienten meist ganz gut kennen.

