Alltag mit Schmerz

Schlaflos

Es ist Mitte Juli an einem Montag und zwei Uhr am Morgen. Vor vier Stunden bin ich ins Bett gegangen. Seit vier Stunden liege ich wach. In weniger als fünf Stunden muss ich wieder aufstehen.
Ich finde heute wieder einmal keine Schlafposition in der ich nicht diesen heftigen, stechenden Schmerz verspüre, der vom Nacken bis in den Kopf schießt. Vor etwas über einer Stunde bin ich schon einmal resignierend aufgestanden, um mir ein Schmerzmittel zu holen. Ich versuche das zu vermeiden, aber schlafen muss man ja auch. Das Mittel müsste längst wirken aber ich wälze mich immer noch hin und her. Inzwischen ist das Gedankenkarussell angesprungen und der Schmerz ist immer noch da. Die Müdigkeit macht mich mürbe und Gedanken, mit denen ich am Tag besser umgehen kann, drängen sich nun auf. Ich bin ihnen schutzloser ausgeliefert als am Tag.
Vor zwei Wochen ist meine Wiedereingliederung zu Ende gegangen und schon liege ich hier und überlege, ob ich morgen zur Arbeit gehen kann. Was, wenn ich mich krank melde? Ist irgendwann mein Arbeitsplatz gefährdet?
Was, wenn ich wieder länger ausfalle? Von dem Krankengeld das ich bekäme, könnte ich absolut nicht leben. Plötzlich mache ich mir Sorgen um meine Existenz.
Ich versuche einzuschlafen, es gelingt nicht. Mein Puls wird schneller.
Ich rechne aus, wie lange meine Ersparnisse reichen würden aber eigentlich weiß ich schon vorher, dass das frustrierend ist.
Mir kommt der Gedanke, dass es vielleicht doch gut wäre einen GdB, einen Grad der Behinderung zu beantragen. Allein wegen des Kündigungsschutzes.

Scheiße! Heute war eigentlich ein ganz guter Tag. Ich hatte das Gefühl, meine Gesundheit in die Hand zu nehmen. Ich habe endlich einen Termin bei einer Aryurvedaärztin gemacht. Heute morgen habe ich eine kleine Yogaeinheit machen können und bei der Arbeit habe ich fast den ganzen Tag das Stehpult benutzt und darauf geachtet viel zu trinken. Das klingt banal, oder? Es hat aber dafür gesorgt, das ein bisschen Zuversicht aufgeblitzt ist. Und es sind Dinge, die für mich nicht unbedingt selbstverständlich sind. Es sind Dinge, die ich nicht immer tun kann. Morgendliches Yoga oder den ganzen Tag stehen sind nur an guten Tagen möglich. Der erste Schritt ist gemacht, habe ich laut zu mir selbst gesagt, als ich ins Bett gegangen bin.
Als ich vor vier Stunden ins Bett gegangen bin. Jetzt schwimmt die Zuversicht schneller weg als ich blinzeln kann. Und mit ihr meine Wochenendpläne. Ich wollte Campen gehen und ganz ehrlich, ich habe mich so verdammt darauf gefreut! Es fühlt sich an, als ob jemand mit einem Messer in meine Halswirbelsäule sticht und darin herumwühlt. Zwischendurch, bei Bewegung, zucken Starkstromstöße den Hals rauf und durch den ganzen Kopf.
In meinem Inneren herrscht inzwischen Aufruhr. Das ich jetzt nich mehr schlafen kann, wundert mich nicht. Ich mache mich auf die Suche nach einem Stück Schokolade und lege mich dann wieder hin. Atemübungen zum entspannen.

Inzwischen ist es halb vier. Der Schmerz hämmert. Der Kopf ist vollkommen übermüdet. Ein Zustand in dem ich eher noch mehr Kopfschmerzen bekomme. Und morgen…heute…ist erst Dienstag.
Ich kann nicht mehr.
Ein weiteres Schmerzmittel muss hinterher. Das wird eine beschissene Woche. Und ich hatte mich so gefreut.

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