Schmerz Infos

Was ist Schmerz?

Schmerz ist subjektiv.
Der Eine geht beim ersten Anzeichen von Bauchschmerzen zum Arzt, weil er wirklich darunter leidet, der Andere wird erst kurz vor dem Bilddarmdurchbruch aktiv, weil er ein unangenehmes Ziehen und ein leichtes Zwicken verspürt.

Jeder Körper reagiert anders auf Schmerz, jedes Gehirn reagiert anders, jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Und doch ist Schmerz immer wahr. Wer Schmerzen hat, hat Schmerzen. Sie verändern sich nicht dadurch, dass jemand anderes sie nicht in derselben Intensität empfinden würde. Sie werden nicht weniger, nur weil jemand sagt, dass es keine körperliche Ursache gibt.

Trotzdem ist Schmerz kulturabhängig. Es macht für uns einen Unterschied, ob ein Kind, ein Sportler oder ein schwerkranker Mensch Schmerzen hat. Es ist ein Unterschied, ob ein Philosoph, ein Arzt, ein Wissenschaftler, ein Theologe oder ein Patient über Schmerz spricht und ihn bewertet. Und obwohl er so unterschiedlich empfunden werden kann, weiß jeder gesunde Mensch durch eigene Erfahrungen, was Schmerz ist. Schließlich handelt es sich dabei um einen der frühesten und bedeutendsten Sinneseindrücke.

Schmerz hat immer körperliche und psychische Anteile.
Es gibt unterschiedliche Arten, Schmerz zu beschreiben und viele verschiedene Ansätze ihn zu sehen. Schon darin erkennt man, dass wir nicht ausschließlich vom Körper sprechen, sondern dass auch philosophische und psychologische Aspekte sehr bedeutsam sind. In der Wissenschaft wird inzwischen auch vom bio-psycho-sozialen Schmerz gesprochen, denn bei der Empfindung von Schmerz hängen physiologische, psychologische und auch soziale Faktoren eng zusammen. Auch das führt dazu, dass jeder Mensch Schmerz anders empfindet und ihn auch nicht immer als gleich bedrohlich oder ängstigend wahrnimmt. Die körperliche Veranlagung hat ebenso großen Einfluss auf die Empfindung von Schmerz, wie unsere Erfahrungen mit ihm.

Die Weltschmzerzorganisation IASP (international association for the study of pain) definiert Schmerzen frei übersetzt als ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis. Auch hier sind beide Aspekte, körperliche Empfindungen und emotionale Qualität, enthalten. Weiter wird Schmerz von der IASP beschrieben als ein Ereignis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verbunden ist, oder zumindest mit diesen Worten beschrieben wird.

Der körperliche Aspekt beschreibt die Qualität des Schmerzes: Wie ist der Schmerz – stechend, reißend, brennend, dumpf…? Emotional kann beschrieben werden, wie er empfunden wird: quälend, störend oder beispielsweise erschöpfend.

Schmerz ist lebensrettend.
Es ist ein Gefahrenmeldesystem: Achtung, hier ist etwas kaputt, bitte aktiv werden! Schmerz ist lebens- und überlebenswichtig. Ohne Schmerzreize würden wir oft gar nicht oder nicht rechtzeitig merken, wenn unser Körper gefährdet ist. Dabei ist Schmerz so unangenehm, dass wir ihn nicht ignorieren können, er lenkt die Wahrnehmung effektiv auf das Problem. Schmerz fordert uns zum Handeln auf. Manchmal unmittelbar und reflexhaft, wie beim wegziehen der Hand von einer heißen Herdplatte, manchmal stetig und unnachgiebig wie bei immer wieder auftretenden Zahnschmerzen, die uns irgendwann zum Zahnarzt gehen lassen. Wir lernen in der Regel früh, dass Schmerz ein Ursache-Wirkungs-Prinzip ist. Wo Schmerz ist, da gibt es einen Grund für diese Empfindung. Wird die Ursache behoben, wird das schädigende Verhalten unterlassen oder heilt die Wunde, geht mit ihr der Schmerz. Eine einfache, für jeden Menschen leicht verständliche und erfahrbare Kausalität.

Akut oder chronisch?
Aber leider ist Schmerz, wie die meisten körperlichen Vorgänge, weitaus komplexer, als in so einfachen Schemata dargestellt. Und komplexe Systeme sind eben manchmal störanfälliger als die Einfachen. Akuter Schmerz ist plötzlich auftretender Schmerz, wie ihn alle gesunden Menschen kennen, ihm liegt in der Regel eine Schädigung des Körpers zugrunde. Verschwindet der Schmerz jedoch nicht wieder, sondern dauert über einen längeren Zeitraum an, spricht man von chronischem Schmerz. Je nach Studie wird eine Zeitdauer von drei bis sechs Monaten angegeben, bis von einer Chronifizierung gesprochen wird.

Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. leben in Deutschland derzeit etwa 12 Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen. Dafür, dass diese Krankheit recht selten in der Öffentlichkeit auftaucht ist das eine ganz schön hohe Zahl. Erschreckend daran finde ich aber, dass sehr viele der Betroffenen eine wahnsinnig lange und sehr leidvolle Geschichte hinter sich bringen müssen, bevor sie die richtige Hilfe erhalten. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. gibt nämlich ebenfalls an, dass die Leidensgeschichte von Schmerzpatienten im Durchschnitt sieben Jahre dauert, bei 20% der Betroffenen sogar länger als 20 Jahre!
Bei mehr als 50% der Betroffenen dauert die Suche nach Hilfe mehr als zwei Jahre an, bevor sie an einen Schmerztherapeuten gelangen. Das ist insofern problematisch, als dass chronische Schmerzen je länger sie andauern deutlich schwieriger zu behandeln sind. Ich gehöre auch zu diesen 50%.

Schmerz kann eine eigene Krankheit sein. Inzwischen wird dann von einem chronischen Schmerzsyndrom gesprochen, das in der ICD-10 F45.40, F45.41 und R52.1, R52.2 eingeordnet ist. Erst seit 1996 können Ärztinnen die Behandlung von Chronischen Schmerzsyndromen mit den Krankenkassen abrechnen. Daran sieht man, dass Schmerz als Krankheit eher neu ist. Es kommen immer wieder neue Erkenntnisse für die Behandlung von Schmerzen hinzu, aber es gibt ebenso noch einige Ungewissheiten zu diesem Thema.

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